Warum üben?

 

 

 

Das Lernen eines Instruments stellt den Schüler sowohl vor neue geistige Anforderungen als auch vor ungewohnte und schwierige bewegungsmotorische Aufgaben. Wenn man sich bewusst macht, dass ein Unterrichtsjahr im Normalfall 40 Unterrichtsstunden umfasst, wird schnell deutlich, dass effektive Fortschritte nur dann zu erreichen sind, wenn der Lernstoff zu Hause vertieft wird. Nur so hat der Lehrer die Möglichkeit in der folgenden Unterrichtsstunde – nach einer kurzen Wiederholungsphase - nahtlos an das Gelernte anzuknüpfen. Wurde in der Zwischenzeit nicht geübt, tritt oft sogar der gegenteilige Effekt auf. Das Gelernte wurde wieder vergessen, so dass in vielen Fällen wieder von vorne begonnen werden muss und der Unterricht irgendwann auf der Stelle tritt.

 

Gerade für die sehr jungen Schüler ist der Sinn und Zweck des Übens normalerweise nicht nachzuvollziehen. Sie möchten zwar gerne Gitarre spielen, können aber den Zusammenhang zwischen der Weiterentwicklung ihrer instrumentalen Fähigkeiten und dem – meist als anstrengend empfundenen – Üben noch nicht herstellen. Erst mit zunehmendem Alter erkennen Schüler, dass sie es zum großen Teil selbst in der Hand haben, wie schnell und gut sie Fortschritte machen. Kinder, die zu dieser Vernunftentscheidung noch nicht in der Lage sind, werden im seltensten Fall von sich aus zum Instrument greifen um zu üben.

 

 

 

Wie viel üben?

 

 

 

Genauso wie die Lerninhalte klar definiert sein müssen, sollte auch die Übezeit vom Lehrer klar benannt werden. Wie viel geübt werden sollte, hängt im Wesentlichen von Alter, Leistungsstand und Ziel des Schülers ab. Bei Kindern, die gerade mit dem Unterricht begonnen haben, reichen schon einige Minuten täglich ( z.B. 1 x 15 Min./ 2 x 10 Min.) Das andere Extrem sind Schüler mit höheren Ambitionen, die z.B. auf ein Studium bzw. auf eine Aufnahmeprüfung hinarbeiten. Sie müssen die Bereitschaft mitbringen, auch mehrere Stunden am Instrument zu verbringen. Hierbei sollte auf regelmäßige Pausen geachtet werden, da die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, in der Regel nur 35 Minuten umfasst. Darauf sollte unbedingt eine Regenerationsphase folgen. Die Häufigkeit des Übens ist wichtiger als die Dauer. Mehrere über den Tag verteilte Übeeinheiten sind deutlich effektiver als ununterbrochenes stundenlanges Üben.

 

 

 

Was Eltern tun können:

 

 

 

Der Lehrer vermittelt spieltechnische und musikalische Fertigkeiten, definiert Übeinhalte und die Dauer des Übens, setzt Ziele und Zwischenziele, kümmert sich um das gewünschte Noten-und Unterrichtsmaterial usw. und sorgt so für die pädagogische und methodische Basis. Sein Einfluss auf die Umsetzung seiner Vorgaben ist allerdings nur sehr begrenzt. Hier fällt den Eltern eine ganz wichtige Rolle zu, da nur sie täglich im Kontakt zu Ihren Kindern stehen und so einen Einfluss darauf haben, ob auch regelmäßig geübt wird. Im Folgenden sollen Möglichkeiten dargestellt werden, wie Eltern ihre Kinder beim erlernen eines Instruments begleiten und unterstützen können.

 

 

 

Interesse zeigen

 

 

 

Kinder werden in ihrem Handeln bestätigt, wenn die Eltern Interesse dafür aufbringen. Dies kann z.B. durch kleine Hauskonzerte vor den Eltern und Geschwistern oder das gemeinsame Üben gezeigt werden. Vielen Kindern gefällt es, wenn die Eltern beim Üben dabei sind und sie z.B. durch mitsingen oder spielen unterstützen. Auch Fragen wie „Was spielst Du da für ein schönes Stück, oder wie spielt man das, kannst Du mir das mal zeigen?“ werten das Tun der Kinder auf. Einigen Kindern gefällt es auch, wenn die Eltern selbst einmal zum Instrument greifen und ausprobieren was ihre Kinder gerade lernen.

 

 

 

 

 

Loben

 

 

 

Gerade jüngere Schüler schöpfen ihre Motivation zum großen Teil aus dem Lob ihrer Umwelt. Es gibt auch fast immer etwas Positives und Lobenswertes zu entdecken. Das kann bei der bloßen Tatsache, dass geübt wurde anfangen - „Schön, dass du heute wieder geübt hast“, „Ich finde es immer schön, wenn du Gitarre spielst“ - oder sich auf konkrete Inhalte und Stücke beziehen - „Das Stück, das du gerade übst, klingt aber schön!“.

 

 

 

Verständnis zeigen

 

 

 

Zeigen Sie Verständnis, wenn ihre Kinder einmal in ein Motivationstief geraten. Versuchen sie sie wieder aufzubauen oder zu trösten, wenn es einmal nicht so vorangeht, wie es sich das Kind wünscht. Sollten Sie das Gefühl haben, das ihr Kind überfordert ist, dann nehmen sie Kontakt zu seinem Lehrer auf, um sich mit ihm zu besprechen und nötigenfalls mal einen Gang zurück zu schalten.

 

 

 

Erinnern

 

 

 

Oft wird das Üben nicht aus Unlust vermieden, sondern schlichtweg vergessen. Erinnern Sie Ihre Kinder regelmäßig an das Üben. Vermeiden Sie dabei einen ermahnenden Tonfall. Es reicht meist schon die Frage „Hast du heute eigentlich schon Gitarre gespielt?“. Falls Ihr Kind trotz Erinnerung nicht übt, versuchen Sie es nicht zu zwingen. Es sollte auf keinen Fall zu Streitigkeiten kommen die die Lust am Musizieren beeinträchtigen. Sollte Ihr Kind über einen längeren Zeitraum nicht üben, dann halten Sie Rücksprache mit seinem Lehrer, damit er dies gegebenenfalls im Unterricht besprechen kann.

 

 

 

Positiv begleiten, nicht kontrollieren

 

 

 

Versuchen Sie unbedingt jede inhaltliche Kritik in negativem Sinne zu vermeiden. Ihre Kinder sollen Sie als stützende Begleitung und nicht als Kontrollinstanz erleben.

 

Sollten Sie einmal das Gefühl haben, dass Ihr Kind keine Fortschritte macht, etwas dauerhaft falsch macht, nur schräge Töne produziert o.ä., dann überlassen Sie die notwendige Korrektur dem Lehrer. Tritt keine Verbesserung ein, dann halten Sie mit dem Lehrer Rücksprache.

 

 

 

Üben in den Tagesablauf integrieren

 

 

 

Besonders gut ist es, wenn das Üben in den Tagesablauf des Kindes fest integriert ist.

 

Es kann so zu einem täglichen Ritual bzw. zur Normalität werden. Vereinbaren sie feste Übezeiten mit Ihren Kindern. Besonders gut eignen sich hiefür die Zeiträume vor als unangenehm empfundenen Tätigkeiten. Viele Kinder freuen sich z.B. wenn Sie statt sofort ins Bett gehen zu müssen noch zehn Minuten Gitarre spielen dürfen.

 

 

 

Motivieren durch Alltagspräsenz von Musik

 

 

 

Die tägliche Auseinandersetzung mit dem Instrument fällt den Kindern naturgemäß am leichtesten, wenn diese als spielerisch empfunden wird. Die Präsenz von Musik im Alltag kann hier eine wichtige Rolle spielen. Gemeinsames Singen und Musizieren mit den Eltern, Musikhören und Konzertbesuche steigern die Freude und Motivation der Kinder am Musizieren.

 

 

 

Äußere Bedingungen schaffen

 

 

 

Wie schon dargelegt, müssen für das effektive Üben eine Reihe von äußeren Rahmenbedingungen gegeben sein. Wenn die Git nicht erst ausgepackt werden muß, sondern an der Wand hängt oder auf einem Gitarrenstativ steht, greift man eher mal danach............