Was ein Gitarrenlehrer im Laufe der Jahre so lernt...............

 

 

Ist schon lustig, wie sich so manche Kandidaten/Innen ähneln und sich bei mir verschiedene „Deja Vu“ Erlebnisse ergeben.

Ich halte ja nix von Schubladen, schon gar nicht bei Menschen, denn wenn man sie näher kennenlernt, entdeckt man in jedem etwas Einzigartiges und Individuelles. Auch ändern sich Menschen und ihre Motivation zuweilen auf gewisse Anregungen hin. Als Lehrer ist es wahrscheinlich die Kunst, die richtigen Dinge zu sagen oder zu tun, damit der Schüler/In einen eigenen Zugang zum Instrument kriegt .................und nicht meinen übernimmt.

 

Traumhaft für jeden Gitarrenlehrer ist es natürlich, wenn da ein aufmerksamer, begabter Schüler/Schülerin vor einem sitzt, der/die total wild auf`s Gitarrespielen ist und ganz versessen drauf, das Gelernte in 432 Variationen zuhause zu üben. Nächste Stunde bist du dann platt, wenn du siehst, wie gut das läuft und dann heißt es, neuen Stoff zu liefern. Sowas macht natürlich Spaß und läuft und läuft……

 

Das andere Extrem sind Kids, die von ihren Eltern gezwungen werden, ein Instrument zu lernen, aus welchen Gründen auch immer. Das bringt natürlich wenig positive Resultate. Als Gitarrenlehrer hat man dann mit den negativen Gefühlen aller Beteiligten zu kämpfen.

Schüler: „Ich hatte überhaupt keine Zeit zum üben..….“ Eltern: „Wann kann er denn in einer Band spielen ?“

Lehrer: „Ich werd` noch wahnsinnig……“.

 

Dann gibt`s natürlich noch die, die`s einfach cool finden, Gitarre zu „lernen“, quasi aus optischen Gründen, und sich darauf beschränken, dies einmal die Woche 45 Minuten zu tun....... nämlich innerhalb der Gitarrenstunde. Meine Aufgabe besteht dann darin, gemeinsam mit dem Schüler/In die Sinnhaftigkeit des ganzen zu hinterfragen, was nicht immer was ändern muß. Mir braucht sowieso niemand was beweisen, ich habe schon zu viele Schüler gehabt, um überrascht zu sein. Ich bewerte auch nix. Jede/r hat seine/ihre eigene Herangehensweise und alle, die gerne kommen, dürfen kommen.

 

Es stimmt natürlich, dass das Erlernen eines Instruments viel Freude bringen kann und ein prima geistiges Training ist – also absolut sinnvoll ist. Aber es muß echtes Interesse vorhanden sein, auch über die erste Euphorie hinaus, damit Erfolge erzielt werden.

 

Es gibt natürlich noch jede Menge anderer Schülertypen. Z.B. habe ich auch viele Erwachsene Schüler/Innen. Ich bin nämlich nicht der Meinung, dass Kinder und Jugendliche besser lernen als Erwachsene. Sätze wie  "hätte ich mal vor 20 Jahren angefangen, jetzt geht das nicht mehr ", halte ich für Quatsch. Faktoren wie Interesse, Begeisterungsfähigkeit und einen eigenen Zugang zum Instrument zu finden sind meiner Ansicht nach wichtiger als das Alter der Person (siehe Vortrag Gerald Hüther unten...). O.k., wenn man später anfängt, muß man seine Ziele schon etwas niedriger ansetzen. Wer  wie Eric Clapton spielen will, muß einsehen, dass der dazu 50 Jahre gebraucht hat. Aber Songs begleiten und kleine Instrumentalstücke am Lagerfeuer sind keine Utopie.

 

Geprägt durch meinen stinklangweiligen Musikunterricht in der Schule (vielen geht`s ähnlich), sehe ich meine Aufgabe darin, den Schülern zu helfen, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken und weiter zu entwickeln. Ich will herausfinden, was sie an der Gitarre interessiert und auf welche Art Unterricht sie am besten ansprechen. Die Gitarre ist ja ein sehr vielseitiges Instrument. Die Frage sollte lauten: „Was will ich lernen und welchen Weg gibt es dorthin?“. Ich versuche, die Schüler neben der Vermittlung von technischen und musikalischen Grundlagen schon möglichst früh dazu zu motivieren, ihre eigenen Wege zu gehen, z.B. sich selbst realistische Aufgaben zu stellen, sich selbst lehren, wie das ja sehr viele Autodidakten erfolgreich getan haben. Es ist natürlich interessanter zu merken, es selbst in der Hand zu haben..............

 

In diesem Sinne…………….

 

 

 

Zugegeben, 18 Minuten Vortrag sind nicht gerade kurz.............es lohnt sich aber !!!!:

Wie die Begeisterung für eine Sache das Lernen ermöglicht..............in jedem Alter !

Ein Vortrag von Gerald Hüther (Neurobiologe, Hirnforscher und Autor)

.......zur Sache geht`s ab Minute 12, aber auch vorher ist`s richtig interessant!

 

Hier der link zu Gerald Hüther Wikipedia:

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Gerald_H%C3%BCther